Der Heilige des Monats:

Hl. Bernhard von Clairvaux (20. August)

"Doctor mellifluus" - "honigfließender Gelehrter" Mit diesem seltsamen Beinamen suchte man schon früh eine herausragende Begabung des Heiligen zu bezeichnen, nämlich sein Redetalent, Theologen der Neuzeit nennen ihn darüber hinaus den "ungekrönten Papst und Kaiser seines Jahrhunderts", "Führer und Richter seiner Welt", "religiöses Genie des Jahrhunderts". Eine ganze Epoche der Kirchengeschichte, das 2. Viertel des 12. Jahrhunderts, wird nach ihm "Bernhardinisches Zeitalter" genannt.

In welche Welt wurde der Heilige im Jahr 1090 bei Dijon geboren? Die Kirche wurde - wieder einmal - von inneren Krisen geschüttelt: der Kampf mehrerer Bewerber um die Anerkennung ihrer Papstwürde, die Vertreibung des Papstes aus Rom durch den Stadtadel, umstrittene Bischofswahlen, moralische Missstände durch die Verschränkung von geistlicher und weltlicher Macht, Auftauchen von Irrlehren. Gleichzeitig entfaltete das Papsttum seine höchste Macht in Europa, das Zeitalter der Kreuzzüge hatte begonnen, der Stand des Rittertums war gesellschaftlich prägend und das Mönchtum hatte durch innere Reformen die Rückkehr zu den alten Idealen von Armut, Keuschheit und Gehorsam eingeleitet.

Bernhard, einer wohlhabenden Familie entstammend und frühzeitig von Mönchen umfassend gebildet, trat als 22-Jähriger mit vier seiner Brüder und 30 von ihm geworbenen Männern in das Reformkloster von Cíteaux ein, gründete bereits drei Jahre später selbst das Kloster von Clairvaux in Burgund, dem er als Abt vorstand. Nicht weniger als 68 Klöster gründete er in der Folgezeit, darunter zwei in Deutschland. In späteren Jahrhunderten beriefen sich rund 800 Klöster auf die Gründung in Clairvaux.

Bernhard wurde somit zum eigentlichen Gründer des Ordens der Zisterzienser. Diese gewannen durch praktizierte Anspruchslosigkeit und aktives Mitgestalten weltlicher Aufgaben hohes Ansehen und stiegen zu einem der wichtigsten Kolonisationsorden auf. In der Mark Brandenburg sind die Klöster von Zinna, Lehnin und Chorin noch heute beredte Zeugen ihrer Kulturleistungen, zu denen der Hl. Bernhard entscheidend beigetragen hat.

Er entfaltete schon frühzeitig auf der Grundlage einer umfassenden Bildung eine Beredsamkeit, die alle Zuhörer in ihren Bann geschlagen haben muss. So gelang es ihm allein mit seinem Auftreten, den französischen König Ludwig VII. und den deutschen Kaiser Konrad III. samt ihren Gefolgsleuten zur Teilnahme am Kreuzzug zu überreden, durch flammende Reden gewann er begeisterte Kreuzfahrer. Das Scheitern des von ihm initiierten 2. Kreuzzuges 1149 fügte ihm jedoch einen lebenslangen Schmerz zu.

Kirchenpolitisch stieg er zur beherrschenden Figur auf. Päpste, Könige und andere Große seiner Zeit erbaten seinen Rat, einer seiner Schüler wurde als Eugen III. Papst. Mit dieser Bedeutung ging ein gewaltiges literarisches Schaffen einher. Heute sind noch 497 seiner Briefe bekannt, die große Mehrzahl ging jedoch verloren. Zahlreiche Fälschungen deuten darauf hin, dass seine Autorität äußerst wirksam war. Daneben verfasste er unermüdlich Predigten, Traktate, Hymnen, in denen seine tiefe Frömmigkeit und mystische Begabung zum Ausdruck kommen. Seine Hauptanliegen waren die Einheit der Kirche, ihre innere Reform und die Läuterung der Gläubigen. Sein Werk hatte beträchtliche Nachwirkungen auf Theologen, Prediger, Asketen und religöse Schwärmer. Dante, Luther und Ignatius von Loyola z.B. waren von ihm beeindruckt.

Natürlich wäre es ihm ein Leichtes gewesen, in der kirchlichen Hierarchie aufzusteigen, so z.B. als Bischof von Mailand oder Genua. Bernhard lehnte jedoch alle Angebote ab, da er sich stets als einfacher Mönch verstand. Somit verkörperte er das Idealbild des Mönchs seiner Zeit. So endete sein Leben nicht zufällig in seinem Kloster von Clairvaux, am 20. August 1153, nachdem seine letzten Jahre von einem schweren Magenleiden überschattet worden waren. Sein Grab ging in den Wirren der Französischen Revolution unter, seine Hauptreliquie wurde gerettet und wird im Domschatz der Kathedrale von Troyes aufbewahrt. Bereits 1174 wurde er heiliggesprochen, 1830 in den Rang eines Kirchenlehrers erhoben.

Die meisten Darstellungen zeigen ihn als Abt in der weißen Zisterziensertracht, häufig mit einem Bienenkorb, dem Symbol seiner Beredsamkeit. Andere Werke nehmen Bezug auf seine mystischen Begegnungen mit Christus oder Maria und zeigen ihn in enger Umarmung.

Burgund und Genua, die Imker und Wachszieher und natürlich die Zisterzienser verehren ihn als Schutzherrn. Seine Gelehrsamkeit bewog die Gründer der ersten katholischen Schule in Brandenburg, ihn als Patron für das "Bernhardinum" in Fürstenwalde zu wählen, das in diesen Tagen das zehnjährige Jubiläum feiert.

J. Schweier

 

 

  

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