Der Heilige des Monats:

Hl. Hieronymus (30. September)

Auch das gibt es: ein Heiliger, der keiner ist! Für Hieronymus wurde nie ein Kanonisationsprozess eingeleitet, d.h., er wurde nie offiziell heilig gesprochen. Dies ist wohl auf seine unausgeglichene Persönlichkeit zurückzuführen: "Bei einer fast krankhaften Empfindlichkeit hatte er ein liebendes und leidenschaftliches Herz, war aber auch eifersüchtig, argwöhnisch, erregbar, rachsüchtig und maßlos in seiner Polemik." (Lexikon für Theologie und Kirche)

So vielschichtig wie seine Persönlichkeit war auch sein Leben. Er wurde um 347 in Stridon (Kroatien) geboren, seine Eltern erzogen ihn im Glauben und ließen ihn in Rom Philosophie, Grammatik und Rhetorik studieren. Dort ließ sich Hieronymus taufen und begab sich nach Trier, wo ihn das aufkommende Mönchtum interessierte, das er wenig später in Aquileja (bei Venedig) mit einigen Gleichgesinnten in einem "Chor der Seligen" zu praktizieren suchte. Darauf unternahm er im Jahr 373 beschwerliche Pilgerfahrten in den Orient und ließ sich bei Mönchen in der Wüste Nordsyriens nieder, wo er sich zwei Jahre lang bei strenger Askese mit theologischen und literarischen Werken befasste.

Wie er selbst berichtet, verlief diese Zeit nicht ohne schwere Versuchungen, die von den Erinnerungen an die bezaubernden römischen Nächte hervorgerufen wurden:

"Ach wie oft, wenn ich mich in der Wüste niedergelassen hatte, in dieser weiten Einöde, durchglüht vom Brand der Sonne, die nur den Mönchen eine schreckliche Wohnstatt bietet, gaukelte ich mir vor, ich befände mich noch inmitten der römischen Wonnen und Vergnügungen. Ich sah mich inmitten tanzender Mädchen. Mein Gesicht war mager vom Fasten, doch brannte es in meinem zu Eis gefrorenen Leib vor Begierden, und die Feuer der Leidenschaft brannten lichterloh im Leib eines fast schon erstorbenen Mannes. Ich erinnere mich noch daran. Es kam so weit mit mir, dass ich Tag und Nacht unaufhörlich wilde Schreie ausstieß. Ohne einzuhalten, schlug ich gegen meine Brust. Ich bekam Furcht vor meiner Zelle, als wäre sie Mitwisserin meiner bösen Gedanken. Voll Zorn und Grausamkeit gegen mich selbst ging ich allein immer tiefer in die Wüste."

Schließlich vertrieb ihn das theologische Gezänk seiner Mitbrüder nach Antiochia, wo er zum Priester geweiht wurde. Darauf ließ er sich in Konstantinopel nieder, wo er Gregor von Nazianz und Origines kennen lernte, mit deren Ansichten er sich intensiv auseinander setzte. Schließlich reiste er 382 zu einer Synode nach Rom, wo er auf Grund seiner Bildung und Begabung – er sprach fließend Hebräisch, Griechisch und Lateinisch – zum Sekretär des Papstes Damasus aufstieg. Er hoffte zu dessen Nachfolger gewählt zu werden, was jedoch nicht eintrat, weil er an die Kleriker Roms offen und kritisch zu hohe asketische Ansprüche gestellt hatte.

Enttäuscht kehrte er der Stadt den Rücken, siedelte mit einer Gruppe von Frauen aus Rom, die er für das Mönchtum einnehmen konnte, nach Bethlehem über. Dort verbrachte er noch 35 Jahre bis zu seinem Tod am 30. September 420. In dieser Periode gründete er dort ein Männer- und drei Frauenklöster und stieg zu einem der größten Theologen der Kirche auf.

Seine Werke legen davon ein beredtes Zeugnis ab:

  • Als Mann von überragender Bildung wurde er oft um Rat gefragt. Von seinen vielen Briefen sind uns 117 erhalten, darunter 19 an den großen Augustinus. In ihnen spiegeln sich sein bewegtes Innenleben und seine Streitlust wider, sie enthalten aber auch wertvolle Gedanken zu Mönchtum, Askese und Bibelauslegung.
  • Von Werken zahlreicher Schriftsteller fertigte er Übersetzungen an und bereicherte so den theologischen Austausch in der damals bekannten Welt.
  • Er verfasste umfangreiche historische Werke und bewahrte so zahlreiche Persönlichkeiten und wichtige Ereignisse vor dem Vergessen.
  • "Die Krone seines Schaffens" (Th. Schnitzler) bleibt zweifelsohne die "Vulgata", eine allgemein gebräuchliche, vollständige lateinische Bibelübersetzung, die er im Auftrag des Papstes in einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten aus Urtexten und unstimmigem Übersetzungen fertig stellte. Dazu schrieb er noch umfangreiche Kommentare, in die er besonders sein enormes historisches und literarisches Wissen einfließen lässt.
  • Sein kämpferisches Temperament schlägt sich in einer Menge von theologischen Streitschriften nieder, in denen er die Kirche gegen Irrlehren, z.B. des Arianismus und Pelagianismus, verteidigt. Durch die scharf geschliffenen Zeilen dringt freilich spürbar seine unerschütterliche Liebe zu Christus und zur Kirche.

Schon im Mittelalter zählt er deshalb zu den großen Kirchenlehrern und Heiligen, die überall im katholischen Europa verehrt werden.

Seine Darstellungen variieren je nach Lebenssituation. Oft trägt er als Kirchenlehrer den Hut eines Kardinals, obwohl er keiner war. Mitunter zeigt er sich als Gelehrter am Schreibpult, am bekanntesten ist er als alter, hagerer, bärtiger Einsiedlermönch, der vor einem Totenschädel in das Studium seiner Texte versunken ist. Bisweilen begleitet ihn dabei ein Löwe, den er der Sage nach von einem quälenden Dorn befreite.

Folgerichtig schützt Hieronymus die Gelehrten Lehrer, Schüler, Studenten, Theologen und Übersetzer.

Begraben wurde er in Bethlehem, seine Gebeine ruhen seit dem 13. Jahrhundert in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore.

J. Schweier

 

Diese Inhalte werden nicht mehr aktualisiert und enthalten ggf. veraltete Informationen