Liebe Frauchen, liebe Herrchen !

Manche Berliner, es werden wohl nicht sehr viele sein, haben neben ihrer ordentlichen (wieso eigentlich "ordentlich"?) Wohnung noch eine zweite. Diese heißt aber nicht unordentliche, sondern Ferien- oder Sommerwohnsitz. Nun, zu dieser Kategorie gehöre ich auch. Denn hier im Pfarrhaus habe ich meine ordentliche Wohnung, die ich aber bei Bedarf - und der ist sehr oft - schnell in eine unordentliche verwandeln kann, daneben aber noch mein Feriendomizil bei Frau Halama. Als sich mein Herrchen Anfang Februar im Schnee herumtrieb, diesmal mit mehr Erfolg als in der Nachweihnachtszeit, genoß ich freie verwöhnte Tage hier bei anerkannt guter Küche. Daß es wirklich Ferien sind, merke ich auch daran, daß ich viel öfter und länger draußen sein kann und vielen Wegen mir wieder ablaufe, was die Küche mir an Kalorien gebracht hat. Diese Art, Ferien zu machen, gefällt mir sehr. Ich glaube, ich werde das jetzt noch einige Male so genießen, zumal es ja auch in Berlin Schnee gibt.

Freilich, hin und wieder auch unterwegs zu sein bringt Freude. Als nun unser Küster, Herr Scheja, einige Tage in Swinemünde war, es fällt mir immer sofort auf, wenn er einige Zeit nicht ins Pfarrhaus kommt, hatte ich die gute Idee zu einem Kurzbesuch dort. Ob freilich diese gute Idee von allen immer so gesehen wird, entzieht sich meiner Kenntnis, ich frage auch nicht neugierig nach. Also kurz entschlossen nach dem Gottesdienst mit meinem Herrchen im Schlepp auf die Autobahn, bei herrlicher Sonne und staufreien Straßen an die Ostsee. Ich hatte viel Platz im Auto, also haben wir noch Begleiter mitgenommen. In Pomellen, am Grenzübergang, mokierte sich dann ein Zöllner, daß einer unserer Begleiter einen Paß dabei hatte, der schon seit zwei Jahren nicht mehr gültig war. Als mein Herrchen den Zöllner fragte: "Okay?" und damit meinte, er wolle nun weiterfahren, antwortete der Zöllner: "Nicht okay, fahren Sie weiter!" und das taten wir dann auch. Wir überquerten die Oder, ein bizarrer Anblick des zugefrorenen Stromes, selbst mich mit meinen vielen Erlebnissen hat dieser Anblick beeindruckt. Der Ostseestrand dann bot auch noch jede Menge an Eisschollen. Da ich keine Steine zum Herumschleppen fand, nahm ich eben kleine - oder größere - Eisschollen. Das machte mir viel Spaß, wenngleich mir auffiel, daß diese Eisschollen immer kleiner wurden, je länger ich sie herumschleppte, unerklärlich. Abends, rechtzeitig zu den "Tagesthemen" waren wir wieder zu Hause (das soll aber keine Werbung für "das Erste" sein, denn die bezahlen mich ja nicht).

Mit fröhlichem Gebell aus dem Pfarrhaus, Ihr Klostermixdackel Moses.

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