Eine Reise ins Ermland

Die Kolpingsfamilie Vom Guten Hirten besuchte vom 29. Mai bis 5. Juni mit 20 Teilnehmern das Ermland und weitere Sehenswürdigkeiten in Ostpreußen.

Unsere Fahrt in zwei Gemeindebussen führte uns über Frankfurt/Oder, Waucz (Deutsch Krone), Chojnice, Malbork (Marienburg), Elblag (Elbing) nach Lidzbark Warminski (Heilsberg). Hier hatten wir unsere Unterkunft im Kloster der Katharinenschwestern, deren Gründerin Regina Protmann vom Heiligen Vater bei seinem letzten Besuch in Polen seliggesprochen wurde. Im Kloster trafen wir auch mit unserer zweiten Reisegruppe zusammen, die mit der Bahn gefahren war. Sie war in Olsztyn (Allenstein) von unserem dritten Bus, mit einem jungen, deutsch sprechenden polnischen Fahrer, der mit uns in der ganzen Woche unterwegs war, abgeholt worden.

Den ersten Tag unserer Reise verbrachten wir in Heilsberg. Die Stadt, von schlesischen Siedlern gegründet, erhielt 1308 die Stadtrechte. Mit dem Bau der Burg wurde 1350 begonnen und er dauerte 50 Jahre. Sie war von 1350 bis 1795 Residenz der Fürstbischöfe des Ermlandes. Beim Besuch der Burg konnten wir umfangreiche Sammlungen ermländischer Kulturgüter bewundern.

Bis zum 14. Jahrhundert war der Bau der Pfarrkirche, des Rathauses und der Stadtmauer beendet.

Neben dem Besuch der Pfarrkirche und der Burg unternahmen wir einen Spaziergang durch die Stadt und das Simsertal, einem wunderschönen, naturbelassenen Flusstal.

Am zweiten Tag unternahmen wir einen Ausflug nach Masuren. Er führte uns über Bisztynek (Bischofsstein). Hier besichtigten wir die Wallfahrtskirche und einen gewaltigen Findling, den "Griffstein". Unser nächstes Ziel war Reszel (Rössel) mit der schönen Pfarrkirche und der von den Deutsch-Ordensrittern erbauten Burg. Die Fahrt ging weiter zu der be-rühmten bezaubernden Wallfahrtskirche Swieta Lipka (Heiligelinde). Die von 1687-1730 errichtete Barockkirche gehört zu den schönsten Kirchen Ost-preußens.

Wir waren bei der Be-sichtigung von der Außen-anlage mit dem prunkvollen Eingangsportal, der Kirche mit der wunderschönen Orgel und dem Orgelkonzert begeistert. Anschließend fuhren wir nach Gizysko (Lötzen), für 90 Minuten mieteten wir uns einen Ausflugsdampfer und fuhren über den Löwentin-See, einen der vielen Masurischen Seen. Zurück ging die Fahrt über Mikolajki (Nikolaiken) und Biskupiec (Bischofsburg) nach Heilsberg.

Am dritten Tag war unser Ziel Frombork (Frauenburg) mit dem Frischen Haff. Wie starteten mit dem Besuch der Wallfahrtskirche in Krosno (Krossen), danach ging es nach Orneta (Wormditt) und Pieniezno (Mehlsack) und weiter nach Frauenburg. Für die Schifffahrt über das Frische Haff zur Frischen Nehrung mussten wir uns wieder ein Boot (diesmal erhielten wir ein Schnellboot) mieten, da die Fähre Anfang Juni nur einmal am Tag hin- und zurückfuhr. Wir waren alle begeistert von dieser wunderschönen Landzunge mit dem herrlichen, kilometerlangen Sandstrand.

Am späten Nachmittag besuchten wir den Dom zu Frauenburg. Der Dom, in dem auch Nicolaus Kopernikus beigesetzt ist, wurde auf einem hohen Dünenberg an der Ostküste des Frischen Haffs erbaut und war seit 1284 Sitz des ermländischen Domkapitels.

Ein junger polnischer Reiseführer zeigte uns mit Begeisterung die Schön-heiten des Doms und der Dombefestigung. Der Rück-weg führte uns über Brauns-berg, wo wir die wieder aufgebaute Pfarrkirche St. Katharinen besichtigten.

Der vierte Tag führte uns über Olztyn (Allenstein) und Ostroda (Osterode) zur "Schiefen Ebene". Der zwischen 1845-1860 gebaute, und 195 km lange Oberlandkanal gleicht die zwischen Deutsch-Eylau und Elbing bestehenden Höhenunterschiede von 104 m außer durch mehrere Schleusen dadurch aus, dass die Schiffe auf dem Weg über fünf sogenannte "schiefe Ebenen" in auf Schienen laufenden Wagen über Land gezogen werden. Die über hundert Jahre alte technische Errungenschaft haben wir gleich getestet, indem wir uns ein Ausflugsboot mieteten und mit dem Schiff die Anlage überquerten. Dies hat uns allen sehr viel Spaß bereitet. Zurück fuhren wir über Morag (Mohrungen), dem Geburtsort von Johann Gottfried Herder und E.T.A. Hoffmann.

Am nächsten Tag war Fronleichnam, wo wir uns in Heilsberg mit Banner an der Fronleichnamsprozession beteiligten und freundlich durch den Stadtpfarrer und von der Gemeinde mit Beifall begrüßt wurden. Am Nachmittag fuhren wir nach Stoczek (Springborn). Hier besichtigten wir unter Führung eines sehr netten Paters die Wallfahrtskirche. Danach fuhren wir nach Ketrzyn (Rastenburg), wo sich in der Nähe die "Wolfsschanze", Hitlers Hauptquartier während des Russlandfeldzuges, befand. Hier ist auch am 20. Juli 1944 das Attentat des am selben Tage hingerichteten Claus Graf Schenk v. Staufenberg auf Hitler gescheitert. Nach der Führung durch eine polnische Reiseleiterin durch die zum größten Teil gesprengte Anlage waren wir auf der anschließenden Rückfahrt von dem Gesehenen sehr bedrückt.

Zum Abendessen waren wir von der Familie unseres polnischen Fahrers eingeladen. Wer die polnische Gastfreundschaft kennt, weiß, dass zu diesen Anlässen aufgetischt wird, als ob die dreifache Anzahl von Gästen erwartet wird. Es war ein sehr schöner Abend, an dem wir dann zum Ausklang polnische und deutsche Abendlieder am Lagerfeuer sangen.

Am letzten Tag in Ostpreußen fuhren wir zur Marienburg. Diese größte, 1274-1280 erbaute und im 14. Jahrhundert mehrfach erweiterte Burg des Deutschen Ritterordens beeindruckte uns besonders mit ihrer Vielfalt der wehrhaften Backsteinbauten.

Die Reise mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten, Begegnungen und Erlebnissen war für einen Teil unserer Reisegruppe eine Fahrt in die ehemalige Heimat und für die anderen eine Reise in ein wunderschönes Land.

R. Litzki

 

  

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