An ihrer Fröhlichkeit erkennt man die Christen
Knapp 3.000 Seniorinnen und Senioren aus dem ganzen Erzbistum pilgerten zur Schutzmantelmadonna von Alt-Buchhorst
Alt-Buchhorst -
Zu erkennen waren die älteren Damen und Herren schon von
weitem. Das gelb-weiße Programmheft mit dem Logo des
Erzbistums Berlin verriet das Ziel derer, die am Vormittag
des 12. Juli 2000 per pedes apostolorum auf den Straßen
von Alt-Buchhorst (AB) unterwegs waren. Im
Christian-Schreiber-Haus wollten sie mit Kardinal Georg
Sterzinsky zur traditionsreichen Seniorenwallfahrt
zusammenkommen. Ziel waren der Tisch des Herrn und die
Schutzmantelmadonna. Vor der von Rudolf Heltzel 1937
geschaffenen Statue der Muttergottes brannten dann zu Beginn
der Heiligen Messe auch zahlreiche Kerzen, die von den
Wallfahrerinnen und Wallfahrern kurz nach ihrem Eintreffen in
AB entzündet worden waren.
Bereits um 9.20 Uhr hatten sich diejenigen am Bahnhof
Fangschleuse getroffen, die sich fit genug fühlten, um
mit Diözesanseniorenseelsorger Pater Heribert Skirde den
Wallfahrtsweg zu Fuß zu gehen. Die anderen reisten mit
der Bahn, dem eigenen Auto oder - gerade die Senioren aus
Brandenburg und Vorpommern - mit Reisebussen an. Die
Kennzeichen der Busse verrieten ihre Heimathäfen.
Teilweise mit ihren Seelsorgern hatten sich die älteren
Damen und Herren aus Ostvorpommern (OVP),
Mecklenburg-Strelitz (MST) oder Pasewalk (PW) zu früher
Morgenstunde auf den Weg nach Alt-Buchhorst gemacht. Unter
ihnen Elisabeth Engelbrecht. „Wir hatten eine gute
Fahrt“, freut sich die rüstige Seniorin. Gemeinsam
mit Pfarrer Clemens Pullwitt von der Gemeinde
Rosenkranzkönigin in Demmin und weiteren 48 Seniorinnen
und Senioren sei sie in diesem Jahr zum zweiten Mal zu einer
Seniorenwallfahrt gekommen. Für die Katholiken aus dem
Gebiet um Demmin und Altentreptow sei es immer wieder
wichtig, die Gemeinschaft im Glauben zu erfahren,
erklärt Elisabeth Engelbrecht. „Auf den kleinen
Dörfern ist man doch häufig sehr allein.“
Die Brücke im Ortskern von Alt-Buchhorst war für
den Verkehr gesperrt. So mussten sich die Wallfahrer dem
Chris-tian-Schreiber-Haus von Grünheide nähern. Der
Weg führte vorbei an dem großen Natur-Campingplatz,
der wegen der kühlen Witterung eher verwaist wirkte.
Lange bevor die ersten Wallfahrer das Grundstück
betraten, waren Organisationschef Peter Matz vom
Erzbischöflichen Seelsorgeamt und sein Team bereits im
Einsatz. „Um 4.30 Uhr standen wir auf der Kreuzung, um
die LKW zu dirigieren“, sagt Matz der KirchenZeitung.
Ein Sattelschlepper und drei große LKW einer Firma
für „Mietmöbel“ und
„event-Ausstattung“ waren mit Tischen und
Bänken beladen nach Alt-Buchhorst gekommen.
Fleißige Hände muss-ten jetzt zupacken, um den
Garten des Christian-Schreiber-Hauses mit diesen Möbeln
zu gestalten. Es galt auch, Zelte für die verschiedenen
Stände - vom Buchstand bis zum Eine-Welt-Basar -
aufzubauen und die Lautsprecheranlage zu installieren. An
dieser Arbeit beteiligten sich nach den Informationen von
Peter Matz die Tischlerei, Kolping, Caritas-Seniorengruppen,
Begegnungsstätten und Mitglieder der Gemeinde St.
Paulus. Matz: „Wir waren ein gut aufeinander
eingespieltes Team.“ 1.600 offizielle Anmeldungen zur
Seniorenwallfahrt seien im Seelsorgeamt eingegangen,
erklärt er. „Im Laufe des Tages dürften dann
knapp 3.000 Wallfahrerinnen und Wallfahrer in Alt-Buchhorst
gewesen sein.“
Die Berliner Malteser waren natürlich auch wieder vor
Ort. Ihre Versorgungsstelle hatten die Frauen und Männer
um Zugführer Mario Dalm auf dem Wassergrunstück
aufgebaut. „Zum Mittag gibt es Gemüsesuppe mit
Huhn und Reis, zum Kaffee am Nachmittag Apfelstrudel“,
sagt Dalm. Die 900 Liter Suppe und 210 Kilo Reis würden
etwa 3.000 Essen ergeben, erklärt er. Auch für die
Getränke war gesorgt. Schülerinnen der Altenpflege
waren fürsorglich und freundlich bemüht, 120 Liter
Eistee, 120 Liter Mulivitaminsaft und 1.500 Liter
Mineralwasser an die Wallfahrerinnen und Wallfahrer
auszuschenken. Schließlich waren sie es dann auch, die
das Mittagessen von vier Malteser-Stützpunkten aus an
den Tischen servierten. Wer sich einfach an einem Zelt, in
dem das Essen in die Schüsseln verteilt wurde,
anstellte, wurde mit dem freundlichen Hinweis, an einem Tisch
Platz zu nehmen, einfach ignoriert. Bei zahlreichen
Großveranstaltungen hatten die Malteser ihre Erfahrungen
gemacht, und diesmal blieben sie konsequent. Das Servieren an
den Tischen funktionierte reibungslos und stellte sich nicht
zum ers-ten Mal als schnellste Versorgungsvariante
heraus.
„Wir haben keinen Ausflug zur Abwechslung und Erholung
gemacht“, sagte Kardinal Georg Sterzinsky den
Wallfahrern zu Beginn seiner Predigt. „Wir haben eine
Wallfahrt gemacht, denn unser Leben ist ein Weg zu
Gott.“ Alle Frauen und Männer, die in diesem Jahr
nach Alt-Buchhorst gekommen seien, wüssten sich
verbunden mit den Millionen, die im Jahr 2000 zu den heiligen
Stätten pilgerten. Etwa nach Rom, nach Jerusalem oder
ins Heilige Land. Sterzinsky erinnerte daran, wie im
Erzbistum Berlin das Heilige Jahr begann. „Bereits zu
Weihnachten haben wir das Licht aus Betlehem empfangen und
weitergegeben.“ Der „Glaube ist Licht“ -
deshalb würde auch auf der Seniorenwallfahrt an dieses
Bild angeknüpft. Nicht umsonst stehe sie unter dem
Leitwort „Tragt sein Licht“. Auf die Frage, die
der Bischof einmal einem Kind gestellt habe, und mit der er
habe herausfinden wollen, woran man nach Meinung des Kindes
einen Christen erkenne, habe er eine ganz erstaunliche
Antwort erhalten. „An seiner Fröhlichkeit“
lautete die Antwort. Sterzinsky: „Was muss dieses Kind
für eine Familie, für eine Gemeinde erlebt
haben?“ Diese „innere Fröhlichkeit“
könne nur aus dem Frieden kommen, den Christus der Welt
schenke. „Eines können wir mit Sicherheit annehmen
- dass der Friede Christi uns begleitet in den Alltag
hinein“, so der Kardinal.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen, dem heiteren
Wallfahrtsprogramm, den ungezählten Gesprächen und
Begegnungen, dem Kaffeetrinken und der Schluss-andacht endete
ein Fest der Glaubensfreude, der Einheit und der inneren
Fröhlichkeit im Erzbistum Berlin: die Seniorenwallfahrt
2000.
Thomas Steierhoffer
(C) by kkz
Nr. 30/00 vom 23. Juli 2000
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