Kluck: Auf eigenen Wunsch wird Dr. Koch-Roth zum 31. August 1998 die Leitung des Chores der St. Hedwigs -Kathedrale abgeben. Frage: War das eine spontane Entscheidung? Kluck: Das glaube ich nicht, denn dieser persönlichen Entscheidung gingen mehrere Gespräche voraus. Frage: Also ein längerer Prozeß... Kluck: Ja, im April 1997 war in den Etatgesprächen mit Dr. Koch-Roth auch die Frage zu klären, ob sein Vertrag, der Ende 1997 auslief, verlängert würde. In mehreren Gesprächen wurde ihm eine Verlängerung angeboten. Am 28. August 1997 teilte Dr. Koch-Roth unserem Herrn Kardinal seinen Entschluß mit, sein Amt als Leiter des Chores Ende August 1998 zur Verfügung zu stellen. Zur Begründung schrieb er: Es geht darum, an dieser Kathedral-Kirche eine möglichst konfliktfreie Aufbauarbeit zu ermöglichen, um auf diese Weise sowohl das musikalische Renommee der Vergangenheit zu bewahren, als auch die immer akuteren Nachwuchsprobleme der Chöre in den Griff zu bekommen. Dieses Ziel der Konsolidierung aber kann nur erreicht werden, wenn die Leitung der Kirchenmusik an der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin künftig in einer Hand liegt. Die bisherige Lösung mit zwei Kapellmeistern war für die Übergangsjahre nach der Wende ohne Zweifel richtig, sie wird aber längerfristig - auch bei gutem Willen allerseits - zur Erreichung der erwähnten Ziele hinderlich sein. Kardinal Sterzinsky hat am 21. Januar 1998 die Beendigung des Dienstvertrages bestätigt und den Weggang Dr. Koch-Roths als bedauerlichen Verlust bezeichnet. Frage: Wie hat der Chor darauf reagiert? Kluck: Es gab unterschiedliche Reaktionen, von großer Enttäuschung bis zu heftigem Protest. Auch von Austritten aus dem Chor wurde gesprochen. Frage: Wird die Stelle eines Leiters für den Chor neu ausgeschrieben? Oder gibt es schon eine Lösung für die Nachfolge? Kluck: Der Nachfolger steht fest. Dem Chor ist bereits mitgeteilt worden, daß Domkapellmeister Michael Witt Leiter des Chores der St. Hedwigs-Kathedrale wird. Er leitet seit 1993 die Domsingschule und zu seinen Aufgabenbereichen gehören unter anderem die musikalische Früherziehung, die Leitung der beiden Kinderchöre, der Jugendkantorei und des Ensembles für Alte Musik. Frage: Gibt es Überlegungen, wie es mit der Kirchenmusik auf Bistumsebene weitergeht? Kluck: Die Entscheidung der Neubesetzung der Leitung des Chores der St. Hedwigs- Kathedrale ist nur eine Facette in unseren Überlegungen, die wir seit April 1997 zusammen mit unserem Erzbischof auf dem Hintergrund allgemeiner Einsparungen angestellt haben. Zusammen mit ihm wurden folgende Kriterien entwickelt: Das Proprium der Kirchenmusik soll im Erzbistum betont werden. Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste an der St. Hedwigs-Kathedrale soll in vollem Umfang erhalten bleiben. Es ist nicht primäre Aufgabe der Kirche, konzertante Musik zu betreiben. Wenn gespart werden muß, und es muß gravierend gespart werden, dann in diesem Bereich.
Interview: Lutz Nehk
(Ausgabe Nr. 9 / 1.3.98)
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