Christliches
Konzept ist nach wie vor richtig
Noch gibt es
Hoffnung bei Paradiso
Berlin - Radio Paradiso hat Konkurs angemeldet.
Jetzt spricht alles dafür, daß zum Jahresende
der Sendebetrieb eingestellt wird. Wir sprachen mit dem
Privatfunkbeauftragen im Erzbistum Berlin, Stefan
Förner, der bei Paradiso als Moderator und Redakteur
arbeitet.
Frage: Herr Förner, ist das Konzept,
christliches Radio in Berlin zu machen, nicht
aufgegangen?
Förner: Das Konzept ist nach wie vor gut. Wir
sind auf die Leute zugegangen, haben die Musik gebracht,
die eine große Gruppe von Menschen gerne hört.
Über die Musik haben wir versucht, christliche
Inhalte, christliche Werte,
Nachdenkenswertes,
Bedenkliches an die Frau, an den Mann
zu bringen. Das Konzept hätte eine Chance haben
können, wenn genügend Geld vorhanden gewesen
wäre. Das letzte Wort ist jedoch noch nicht
gesprochen. Es gibt die Hoffnung, daß zum Jahresende
der Sendebetrtieb nicht eingestellt werden muß.
Sicherlich muß das Konzept weiter ausgebaut werden.
Nur muß man sagen, daß Radio Paradiso ja
über keinerlei Erfahrungen verfügte, als man
vor fast zwei Jahren an den Start ging.
Frage: Ist es richtig, daß die
Nordelbische Kirche die besagten 600.000 Mark
zurückgezogen hat wegen der gerade aktuellen
Werbekampagne mit halbnackten Körpern?
Förner: Das sind ja nicht irgendwelche
halbnackten Körper. Es handelt sich um Adam und Eva,
dargestellt in anerkannten Meisterwerken der
abendländischen Kunst. Sicher wurden sie in einer
frechen Weise kombiniert mit Musiktiteln. Die
Plakataktion war sicher nicht der Grund, jedoch der
Anlaß. Geschäftsführer Rainer Thun hatte
damals einfach angefangen mit Paradiso. Sicher auch vor
dem Hintergrund, nicht alle Leute gefragt zu haben. Das
hat natürlich zur Folge, daß die, die nicht
gefragt wurden und das Konzept für falsch halten,
ihren Groll oder ihre Abneigung bewahren werden. Die
aktuelle Werbekampagne bot jetzt gewisse
Angriffsflächen, die man in Nordelbien genutzt hat,
um Radio Paradiso zu Fall zu bringen. Gerade in der
Synode der Nordelbischen Landeskirche gab es
erklärte Gegner des Senders, die ihre Gegnerschaft
nie aufgegeben haben.
Frage: Wie verhält sich das Erzbistum
Berlin gegenüber dem stark angeschlagenen
christlichen Radiosender?
Förner:Sollte es Radio Paradiso nicht
schaffen, die Krise zu überwinden, sieht sich das
Erzbistum Berlin nicht in der Lage, mit eigenen
finanziellen Mitteln einzuspringen. Es gibt
ökumenische Überlegungen, zu unterstrichen ,
daß man das Konzept gerne weiter verfolgen und
ausbauen möchte. Leider kann es hier keine
finanziellen Experimente geben. Im Erzbistum Berlin ist
dafür schlicht kein Geld vorhanden. Abgesehen von
der finanziellen Frage hat es immer eine sehr
wohlwollende Begleitung von Radio Paradiso gegeben,
natürlich mit der notwendigen konstruktiven
Kritik.
Frage: Was würde das Aus von Radio
Paradiso für Sie persönlich bedeuten?
Förner: Meine Aufgabe ist es, mit allen
privaten Sendern zu arbeiten. Diese Zusammenarbeit gibt
es heute noch bei Radio Paradiso. Ich habe mich dort
immer sehr wohl gefühlt und katholische Themen sehr
gut aufgehoben gesehen. Es wird in Berlin wohl keinen
Sender mehr geben, der mir so weit entgegenkommt.
Menschlich würde ich ein Scheitern sehr bedauern,
schon allein wegen der außerordentlich guten
Atmosphäre.
Thomas Steierhoffer
Nr. 47/98 vom 22. November 1998
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