Mit Gottes
Wort im Internet
Redemptoristenpater nutzt Möglichkeiten
moderner Technik zur weltweiten
Mission
Berlin - Wo befindet sich die größte
Kirche der Welt? Wissen Sie es? Im
brasilianischen Aparecida, 120 Kilometer von Sao Paulo
entfernt, verrät Redemptoristenpater Georg
Stelzer. Er verrät es nicht einfach so am Telefon.
Vielmehr verweist der Pater auf seine Homepage im
Internet. Hier finden sich neben der Erläuterung,
wer die Redemptoristen sind, wo ihre Ursprünge
liegen und welche Ziele sie verfolgen auch aktuelle
Tageslesungen aus der Heiligen Schrift. Ebenso stellt
Pater Stelzer ein Foto von Aparecida zur Ansicht bereit.
Wie der Internet-Besucher auf der Seite erfährt,
wird das Nationalheiligtum Brasiliens von den
Redemptoristen betreut. Laut Pater Stelzer: Ein
Ort der Superlative! Die weltweit
größte Kirche verfügt über 18.000
Quadrameter Grundfläche. Zur Gemeinde der 1980 von
Papst Johannes Paul II. geweihten Basilika gehören
etwa 70.000 Gläubige. Der Turm des Gotteshauses wird
von einem 18stöckigen Hochhaus gebildet, in dem
Büros, ein Museum, ein Ausstellungsraum sowie die
Aussichtsplattform untergebracht sind. Sonntag für
Sonntag werden in der Basilika rund 150.000 Besucher
gezählt. Viele von ihnen besuchen die Kirche in
einem der 5.000 Autobusse, die hier sonntags vorfahren.
Pater Stelzer: Jährlich pilgern 8
Millionen Gläubige nach Aparecida.
Aparecida heißt Erscheinung.
Jedoch gab es an dem Ort keine Erscheinung. 1717 barg ein
Fischer aus dem Fluß Paraiba eine 35 Zentimeter hohe
Marienstatue. Es war der Anfang einer bis heute
andauernden Wallfahrt.
1888 wurde die erste Basilika, die heute noch steht,
eingeweiht. Zu diesem Zeitpunkt nahmen bayerische
Redemptoristen die Einladung zur Übernahme der
Seelsorge in Aparecida in Brasilien an. Sie erweiterten
ihr missionarisches Angebot auf das ganze Land und
übernahmen angesichts des großen
Priestermangels auch Pfarreien, die mitunter die
Größe Südbayerns hatten. Heute wird die
seelsorgerliche Arbeit von einheimischen Kräften
geleistet.
Wem diese beeindruckenden Zahlen und Fakten noch nicht
genügen, erhält auf der Internet-Seite des
Redemptoristen weitere Informationen. So berichtet Pater
Stelzer über die Radiostation RADIO
APARECIDA. Der stärkste Rundfunksender des
Landes wird von Redemptoristen geleitet. Seine Programme
können in ganz Brasilien (eine Fläche von der
Größe Europas) empfangen werden. Ein 600.000
Mitglieder zählender Förderverein finanziert
den Sendebetrieb. Die Spenden kommen aus Brasilien
selbst, aus Lateinamerika, den USA und Europa. Auch
verfügen die Redemptoristen hier über eine
große Druckerei und einen laut Pater Stelzer
bestens ausgestatteten Verlag.
Insgesamt beschäftigt der Orden in diesem Bereich
über 100 Angestellte.
Die Redemptoristen sind eine Gemeinschaft von Priestern
und Laien. Sie leben und arbeiten gemeinsam. Der
Seelsorgeorden sieht seine wichtigste Aufgabe darin,
fragenden und suchenden Menschen die befreiende
Botschaft des Evangeliums anzubieten,
erklärt Pater Stelzer. Die Lebensweise wird durch
die Ordensgelübde bestimmt: Armut, Gehorsam,
Ehelosigkeit. Pater Stelzer definiert die Gelübde
so: Armut - Gütergemeinschaft in
Bescheidenheit, der Versuch zu einfachem Leben. Gehorsam
- Verantwortung durch Mitbestimmung und Mitarbeit an den
gemeinsamen Zielen. Ehelosigkeit - um mit allen
Kräften für die Seelsorge zur Verfügung zu
stehen.
Der Orden hat Niederlassungen in allen Erdteilen. In
Deutschland gibt es zwei Ordensprovinzen. Eine
Kölner und eine Münchner. Die Kölner
Provinz hat neben ihren deutschen Klöstern
Indonesien als Missionsgebiet (Sumba und Sumbawa), die
Münchner Provinz Südjapan (Nagasaki, Izumi,
Taniyama, Tokunoshima).
Warum widmet sich der 75jährige Pater Stelzer, der
am 16. Oktober 1997 sein Goldenes
Profeßjubiläum feiern konnte, nun dem Internet?
Schließlich verbringt er so viel Zeit vor dem
Computer, um seine Homepage immer aktuell und interessant
zu gestalten? Nach dem Studium an der Ordenshochschule
Gars/Inn wurde er Präfekt und Lehrer im Kloster
Bickesheim bei Karlsruhe. Einige Gemeindemissionen,
der Hauptzweck unseres Ordens,
folgten. In den Jahren von 1962 bis 1974 war der
Geistliche als Militärpfarrer in der Panzerbrigade
30 in Ellwangen/Jagst tätig. Hallo,
ehemalige Kameraden, meldet euch per E-Mail oder
Fax! fordert Stelzer heute im Internet.
Vor gut zwei Jahrenist er auf die Idee gekommen, den
Computer zur Verkündigung zu nutzen. Und wie geht
das besser als mittels Internet. Vor diesem Medium sind
alle Nutzer gleich. Jeder hat gleich kurze Entfernungen
zum Server zu überbrücken, egal ob von New
York, Rio, Berlin, vom Nordkap oder von
Neresheim-Kösingen in der Diözese
Rottenburg-Stuttgart, wo der Pater jetzt lebt.
Das Internet bietet ungeahnte
Möglichkeiten der Kommunikation. Die Kirche darf
diese Situation nicht verschlafen, sagt
Stelzer. Auf seiner Internet-Seite findet sich auch die,
wie er sagt, etwas überspitzte
Behauptung: Gott sei das beste
Internet. Er bietet allen Menschen
sein Heil an. Als Kirche sich im Internet nur
organisatorisch darzustellen, ist zu wenig, so
Pater Stelzer.
Seine Ziele beschreibt er so: Die Menschen
kommen nicht mehr zu sich selbst. Von der Gesellschaft
vereinnahmt, sind sie Gejagte und Gehetzte. Darum der
bescheidene Versuch, sich jeden Tag einen Augenblick der
Stille, der Besinnung zu gönnen; und das von Tag zu
Tag, Woche für Woche.
Mit seiner Seite möchte Stelzer kirchlich und
nichtkirchlich Orientierte, Christen und Nichtchristen
ansprechen. Ohne Substanzverlust, aber in einer
lockeren und etwas liberalen Form soll die Neugier
für religiöse Themen geweckt
werden.
Noch in den Kinderschuhen stecken Versuche, die Hompepage
bei internationalen und nationale Suchmaschinen zu
registrieren, so daß des Paters Angebot auf der
ganzen Welt mühelos gefunden werden kann.
Wer Pater Stelzer besuchen möchte, kann das unter
seiner Internet-Adresse jederzeit tun: http://members.aol.com/patstelz.
Für Anregungen und Kritik per e-Mail ist er
dankbar.
Thomas Steierhoffer
Nr. 35/98 vom 30. August 1998
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