Stille Hände

Letzten August, Seniorenerholung in St. Otto. Während ich im Gemeindehaus auf abzuholende Seniorinnen warte, studiere ich den Speisezettel am Kühlschrank - nicht so sehr im Hinblick auf Abwechslungsreichtum, obwohl die Auswahl schon lecker klingt, aber hinter jedem Gericht steht, wer es zubereiten wird. Es ist eine Art Verpflichtungserklärung. Da ich selber nicht besonders gern koche (und schon gar nicht für so viele), bin ich stark beeindruckt, wie viele Frauen aus der Gemeinde sich bereit erklärt haben, für mehr als 30 Leute eine Mahlzeit herzustellen.

Inzwischen ist ein „Jungsenior" zum Abholen aufgetaucht, ein weiterer folgt, und Frauen mittleren Alters entsteigen ihren Autos zum selben Zweck. Man wirft sich ein paar flachsende Bemerkungen zu, bis es soweit ist, daß sich die Tür des Gemeindesaals öffnet und die Senioren (vereinzelt) und Seniorinnen (überwiegend) herauskommen. Viele haben leicht erhitzte Gesichter, denn es hat eben eine Tanzrunde im Sitzen gegeben. Alle wirken fröhlich und verteilen sich nun auf die Chauffeure beiderlei Geschlecht. Ein Helfer tritt auf und räumt die Stühle um. Insgesamt sind bei der Seniorenerholung 40 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Manche kennt man persönlich, andere höchstens vom Sehen.

Ich fange an, über ihren Einsatz nachzudenken. Sie stehen nicht im Rampenlicht und machen kein Gewese, sondern packen einfach zu, wo es nötig ist. Sie bleiben ungenannt, aber ohne sie würde nichts laufen. An dem einen Tag habe ich nur einen Bruchteil gesehen, Jutta Blümel, die meist mitten im Geschehen steht, hat eine Zeitlang die Einsatzmöglichkeiten gesammelt. Es fanden sich

Hände, die...

  • für jeden Anlaß Kuchen backen
  • Tische decken und Kaffee kochen
  • abwaschen und aufräumen
  • unhandliche Lasten schleppen
  • Rollstühle schieben
  • Dekorationen aller Art schaffen
  • Gebetbücher bearbeiten (kleben, stempeln)
  • Briefe und Einladungen verschicken
  • Anträge auf Zuschüsse ausfüllen
  • Berichte und Abrechnungen schreiben
  • Pfarrnachrichten zählen, austragen
  • den Gottesdienst mit Musikinstrumenten verschönern
  • Leuchter, Buch und Kreuz tragen
  • Kerzen anzünden und beten
  • bei der Kollekte zur Geldbörse wandern
  • Gehbehinderte auf dem Weg zur Kommunionbank stützen
  • am Krankenbett Hände halten.

Die Sammlung ist möglicherweise nicht vollständig, beleuchtet aber die unterschiedlichsten Bereiche, in denen sich die „stillen Hände" zu schaffen machen.

Jede Gemeinde lebt von solchen Helfern. Sie vermitteln ein Stück der Geborgenheit, die Kirche zu bieten hat. Deshalb fühle ich mich in St. Otto wohl, und ich hoffe, daß sich auch in Zukunft immer genügend stille Hände finden.

Unser Dank ist ihnen gewiß!

Katharina Schmidt